«Damit wollen wir ein Signal setzen und im Sinne unseres Leistungsauftrages einen Teil unseres Erfolgs zurückgeben» so Urs Baumann anlässlich der Lancierung des Billig-Kontos «ZKB Banking».
Mit ihm tun es Weitere, landauf, landab: Gebühren für Konten weg und die Grundkosten für Debitkarte abgeschafft oder stark vergünstigt. Aus Fürsorge, wie medial gern verbreitet wird.
Lange Zeit mussten sich Retailbanken nicht um den Speck raufen. Doch mit dem Internet und der Digitalisierung hat der Futterneid am Gebührentrog mit weiteren Akteuren zugenommen.
Das bisherige Herdenleben der Banken gerät durcheinander: Handelsplattformen für Traders, Neo-Banken, Vorsorge-Apps und Online-Hypotheken.
Die beiden Handy-Banken Neon und Yuh beispielsweise nennen nach kurzer Zeit einen Kundenkreis von 400’000 Personen und Kundengelder von 2,5 Milliarden Franken ihr Eigen – weiter zunehmend.
Mit den Finanz-Apps hält im Business die Demokratie Einzug
Für Retailkunden sind digitale Angebote leicht zugänglich und supergünstig obendrauf. Vorbei die Zeiten, als der Bittsteller seinen Hut vor dem Banker zog. Für den Gebühren-Feudalismus eine Majestätsbeleidigung.
Mit einem Leckerli wollen Filialbanken die Bindung zu ihren Kunden stärken und versuchen sie gar zurückgewinnen. Von Banken gibt es bekanntlich äusserst selten Geschenke, Kantonalbanken machen hier nun mal eine Ausnahme. Eine jährliche 12 Franken-Motivation als Dank für die Treue.
Nicht aus Barmherzigkeit gibt es Billigkonten. Dazugehörende Kredit- und Debitkarten sind Mittel und Weg, um an den Honigtopf mit nimmer endenden Erträgen zu kommen: Transaktionsgebühren für Zahlungen in Fremdwährungen und Händlerkommissionen sind das süsse Glück.
Die als kostenlos angepriesenen Bankkonten mit den Debitkarten generieren Banken gute Einnahmen aus Auslandzahlungen. Bearbeitungszuschläge und Devisen-Kommissionen können selbst bei Hauptwährungen wie der Euro oder US-Dollar bis zu 4% betragen, bezahlt vom Karteninhaber.
Besonders störend sind die Extra-Gebühren auf den Wechselkurs, die dem Kunden nicht offengelegt werden.
Hinzu bekommen die Banken die Interchange-Gebühr ausbezahlt. Als Herausgeberin von Debitkarten stehen auch den Retailbanken nun das Tor offen um an Interchange Fees zu kommen – wie Neo-Banken.
Für die Visa Debitkarte betragen die Interchange-Gebühr im Inland derzeit zwischen 0,12% und 0,31% (Stand Juli 2023).
Mastercard erhebt nach der Einigung mit der Weko eine reduzierte Gebühr von 0,12% für inländische Präsenzgeschäfte, bei einer Obergrenze von 30 Rappen ab einem Transaktionsbetrag von 300 Franken. Für inländische Onlinezahlungen und Zahlungen mit dem Handy gilt ein Satz von 0,31%.
Im Ausland sind Interchange-Gebühren bis 1,8% möglich.
Dennoch muss man hier für die Banken eine Lanze brechen, da es (auch medial) vergessen geht
Die Ablösung von Maestro-CH und VPAY durch Debit Mastercard und Visa Debit kommt nicht von den Banken, sondern von den Card Schemes (Mastercard und Visa).
Der Handel bezahlt die Gebühr in Form einer Händlerkommission nämlich an den Zahlungsabwickler, der auch die Gebühr bestimmt. Lediglich ein Teil davon wird in Form der Interchange Fee an den Kartenherausgeber weitergegeben. Der bedeutende Löwenanteil behält der Zahlungsabwickler wie Worldline für sich und ist somit der grosse Abkassierer.
Die frühere Maestro-Karte war für den Handel auch nicht gratis. Der Einsatz der Karte kostet dem Handel eine fixe Gebühr von zirka 24 bis 28 Rappen (je nach Branche, Grösse, Anzahl Transaktionen etc.).
Gerade für das Klein-Gewerbe war die Maestro bis 30 Franken-Warenwert eine kostspielige Bezahlvariante. 2x Latte to go mit Brioche kostete dem Bäcker um die Ecke zirka 2,3% vom Verkaufspreis. Im Vergleich eine Debitkarte mit Kosten um die 1,5%.
Doch warum das Jammern des Gewerbes? Seit Corona zücken die Konsumenten zunehmend die Karte, statt vor Ort mit Bargeld zu zahlen – Finanz-Dienstleistungen kosten nun mal. Mit dem Finger auf die Banken zu zeigen, ist daher ein Leichtes.
Was dem KMU am Abend zu guter Letzt in der Kasse bleibt, entscheidet er mit dem gewählten Gebührenmodell beziehungsweise dem Zahlungsdienstleister selbst. Wer geschickt ist, vergleicht und lässt sich von Anbietern mit grossartigen Versprechen nicht über den Tisch ziehen.
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