Die Radicant Bank sorgt wiederkehrend für Schlagzeilen: Abschreibungen und Verluste, die nicht versiegen, sondern sich eingraben und Anlagefonds, denen es an Kunden-Dynamik fehlt.
Zum Ende des ersten Halbjahres 2024, genauer gesagt per Ende Juni, verwaltete Radicant Kundengelder in Höhe von 80 Millionen Franken.
Aktuell berichtet das Finanzportal insideparadeplatz.ch zudem: Zusammenschluss mit Numarics, wodurch der Kundenkreis auf KMU erweitert wird. Standort Zürich wird aufgegeben. Rückt der Fokus künftig stärker auf Firmenkunden, möglicherweise zulasten der Privatkunden?
Doch was bedeutet das für potenzielle Kunden? Lohnt sich ein Einstieg bei Radicant oder sollten Interessierte lieber Abstand nehmen?
Radicant Bank: Hintergründe verstehen, Konsequenzen abwägen, auch im Vergleich zu Neon.
Radicant Nachhaltigkeit: Gestern noch Trend, heute schon vergessen?
«Baselland-KB-Tochter wirft Grün-und-Sozial-DNA über Bord» donnert der Schweizer Finanzblog Inside Paradeplatz.
Mit dem neuen Webauftritt lässt Radicant die Vergangenheit hinter sich. Grüner Werte und goldene Ausblicke:
- Mit dem «Saveback»-Programm Vollgas für das Shopping.
- Cashback für Baumbepflanzungen: Grüner Anstrich für Konsumkarusell?
- Beste Wechselkurse für weltweit günstiges Fliegen.
Anstatt CO2-Emissionen aktiv zu reduzieren und einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, wird der Fokus darauf gelegt, den eigenen Ausstoss bestenfalls zu neutralisieren – und selbst das ist fraglich.
Kommentar Radicant: Das sieht radicant komplett anders nicht. radicant hat die CO2-Emissionen transparent dargestellt und jene vom Betrieb auch denjenigen der Anlageprodukte gegenübergestellt. Den grössten Impact hat radicant mit Anlageprodukten, welche nicht in fossile Energien, sondern in Problemlöser investieren. Von «neutralisieren» spricht radicant nicht.
Und wie sieht es bei Radicant selbst aus?
Hält die angepriesene Nachhaltigkeit auch intern? Der Nachhaltigkeitsbericht 2023 von Radicant beleuchtet: Es macht sich Ernüchterung breit.
Die Geschäftsräume in Zürich beziehungsweise das Haus wird mit klimaschädlicher fossiler Energie geheizt.
Die Personalfluktuation hat sich erhöht und nähert sich bedenklich der kritischen Marke von 15%.
«Wir wollen ein Vorbild sein und streben nach herausragender betrieblicher Nachhaltigkeit.» (Radicant Nachhaltigkeitsbericht 2023)
Trotz zahlreicher Wechsel in der Geschäftsleitung haben Frauen das Nachsehen und ihre Rollen beschränken sich grösstenteils auf Fachverantwortung, während die GL weiterhin von Männern dominiert wird.
Die Zunahme der krankheitsbedingten Abwesenheiten im 2023 gegenüber 2022 wirft Fragen auf.
Radicant betont zwar den Wunsch nach einem nachhaltigen Betrieb, unter anderem durch eine Reiserichtlinie, doch konkrete Informationen darüber, wie dies umgesetzt werden soll, sucht der Leser vergeblich.
Entspricht das Verhalten meiner Nachhaltigkeitsvorstellung?
Radicant Nachhaltigkeitsfonds: Gähnende Nachfrage, geringe Eigenleistung
Die drei nachhaltigen Investmentfonds sollten das Herzstück von Radicant bilden. Doch das Netto-Volumen je Fonds nach einem Jahr verrät: Das Kundeninteresse ist sichtbar spärlich.
Die Volumen wirken in den Factsheets auf den ersten Blick beeindruckend, doch der Schein trügt: Ohne Tausender-Trennzeichen fehlt die Übersicht.
Das Fondsvolumen ist gering, die Nachfrage seit der breiten Öffnung entwickelt sich verhalten.
Tabelle: Entwicklung Fondsvolumen:
Globale Aktien | Schweizer Aktien | Globale Anleihen | |
---|---|---|---|
30.07.2024 | 8,007 | 2,043 | 4,341 |
25.08.20231 | 2,238 | 1,059 | 2,088 |
Eigenleistung2 seit Kundenöffnung | 5,76 | 0,98 | 2,25 |
Die aktuellen Zahlen geben Anlass, über die Perspektiven des Fonds nachzudenken.
1 Stand Fondsvolumen zum Zeitpunkt der breiten Öffnung von Radicant. Eingänge Dezember 2022 bis August 2023 aus «Friends & Family-Testing» (Alpha- und Beta-Phase) und BLKB Seed Funds.
2 Eigenleistung (Netto-Neuanlagen) inkl. Marktentwicklung.
Fondsvolumen unter 50 Millionen Franken gelten in der Branche als kritisch
Ist das Fondsvolumen zu gering, ist eine kosteneffiziente Verwaltung erschwert. Weiter beeinträchtigt ein zu kleines Fondsvolumen die Liquidität des Fonds.
Eine weitere Herausforderung ist, wenn der Emittent aufgrund zu geringer Erträge den Fonds schliesst.
Faktoren, die die Zukunft eines Fonds bedrohen.
Eine Fondsschliessung kann Anleger teuer zu stehen kommen:
- Der Verkauf der Anteile,
- möglicherweise gerade während einer ungünstigen Kurskorrektur (Marktrisiko) – und
- der anschliessende Neukauf für die Wiederanlage
sind mit Kosten verbunden.
Kunden von Schweizer Finanz-Apps wie Pando, Sparbatze, Freya und Flowbank mussten die schmerzliche Erfahrungen mit plötzlichen Schliessungen machen.
Um langfristig betriebswirtschaftlich zu sein, ist es für den Fonds wichtig, ein Volumen von CHF 100 Mio. zu erreichen.
Radicant Bank im Renditecheck mit Neon
Radicants Rendite im Fokus. Auch Nachhaltigkeitsanleger haben ein Anrecht auf eine Rendite.
Tabelle: Rendite Investment-Fonds Radicant DSG-Investing vs. ETF von Neon (3, 4 und 5 beachten):
Radicant4 | Neon5 | |
---|---|---|
Globale Aktien | ||
10,14% | 14,48% | |
Schweizer Aktien | ||
6,86% | 11,33% |
Ist die erhebliche Renditedifferenz gerechtfertigt?
3 Fonds-Zusammensetzung berücksichtigen wie Länder, Branchen, Marktkapitalisierung, Nachhaltigkeit.
4 Radicant SDG Impact Solutions Funds: Global
Sustainable Equities (Globale Aktien), Swiss Sustainable Equities (Schweizer Aktien).
5 Invesco FTSE All-World UCITS ETF Acc (Globale Aktien), FuW Swiss 50 Index (Schweizer Aktien), u.a. ESG-Basis.
Wie viel Geld bin ich bereit für meine Nachhaltigkeitsüberzeugungen aufzugeben (Minderrendite, Fonds-Schliessung)?
Radicant Bank: Strategiewechsel, Rabatte, Aktionen – Die Achterbahn einer jungen Bank
Wer über Rabatte verkaufen muss, ist schlichtweg zu teuer, kann keine nachhaltige Nachfrage generieren und riskiert, seine wenigen Bestandskunden zu verärgern – wie eine Marketingweisheit besagt.
Aktionen, befristete Rabatte und Gebührenerlasse sind zwar attraktiv, sollten aber nicht das einzige Kriterium für eine verlässliche Partnerschaft sein.
Radicant neu mit Buchhaltungs- und Treuhanddienstleistungen
Überraschend erweitert Radicant seinen Fokus und nimmt nun auch Unternehmenskunden in sein Portfolio auf.
«Privat- und KMU-Kunden werden von einem digitalen Dokumentenmanagementsystem und digitalen Lösungen profitieren können.»
Ob dieser neuer Service auch für Privatkunden Vorteile bringt, bleibt abzuwarten
Ist eine Beziehung mit einem Partner das, was ich mir für meine Zukunft wünsche, gerade wenn so vieles ungewiss ist?
Alltagsbanking Radicant oder Neon?
Neon verfügt über einen loyalen und weiter anwachsenden Kundenstamm und agiert seit Markteintritt zielstrebig und zuverlässig. Die Einfachheit (Bedienung) und Stärke (Leistung) machen Neon zum beständigen Schweizer Alltagsbanking. Auf Google Play wird Neon mit 4,5 Sternen geführt.
Obwohl Radicant erst seit einem Jahr am Markt ist, sind die Turbulenzen in dieser kurzen Zeit bereits unübersehbar. Der Ausgang bleibt ungewiss. Radicant hat auf Google Play 3,4 Sterne.
Radicant Bank oder Neon: die Gemeinsamkeiten
Starke Pluspunkte beider Digitalbanken gegenüber traditionellen Filialbanken:
- Kostenloses Konto
- Gratis-Bankkarte (Neon: Mastercard, Radicant: Visa)
- Gebührenfreie Kartenzahlungen in Fremdwährungen (ohne Gebührenzuschlag und Devisenaufschlag)
Zahlungsverkehr Ausland mit Radicant
Auslandzahlungen: Neon setzt auf Wise, Radicant bleibt zurück.
Überweisungen in Fremdwährungen und ins Ausland sind bei Radicant nicht möglich.
Mit Neon Zahlungsverkehr ohne Grenzen: Für internationale Überweisungen in 37 Währungen hat Neon eine starke Partnerschaft mit Wise: einfache Handhabung, konkurrenzlos günstig und schnell.
Neon Invest vs. Radicant: Der grosse Unterschied
Hierbei unterscheiden sich die beiden deutlich: Während Neon auf grösstmögliche Freiheit beim Investieren setzt, bietet Radicant ein SDG-Investing6.
6 SDG-Investing, auch bekannt als Investitionen in die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals der UN).
Neon bietet eine breite Auswahl an Aktien, supergünstigen ETFs und Gratis-ETF-Sparplänen, und das alles bei einer kostenlosen Depotführung.
- Der ETF-Sparplan-Welt kostet 0,15%. Null Gebühren für den Kauf (Handel) und das Depot.
Radicant hingegen setzt auf eine digitale Vermögensverwaltung mit hauseigenen Produkten, bestehend aus drei Investmentfonds und optional acht Tracker-Zertifikaten.
- Der Einstieg ist ab 1’000 Franken möglich. Es fallen jährliche Kosten von 0,9% Verwaltungsgebühren und 0,4% bis 0,47% Produktkosten an. Zurzeit und bis zum 31. Dezember 2024 gilt ein Rabatt von 50%
- Fachartikel und Ratgeber zur Banking-App Neon gibt es kostenlos auf digitalmedia.ch
Weiterführende Informationen
- Von Grün auf Grau? Der Strategiewechsel von Radicant wirft Fragen auf
- Zum Start von Radicant – eine Ersteinschätzung von digitalmedia.ch (September 2023)
- Aus für die Banking App CSX der Credit Suisse
- Schweizer Smartphone-Banken im Vergleich – exklusiv auf digitalmedia.ch
Einfachheit und Erlebnis in Technik, Bedienung und Preis – so geht Digitalbanking. Eine seit 2017 von digitalmedia.ch ausgesprochene Botschaft.
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