Der Markt der digitalen Säule 3a-Anbieter bekommt Zuwachs durch die MiFuturo Online-Vorsorge der Migros Bank. Doch lohnt sich die neue digitale 3. Säule wirklich? Was taugt MiFuturo im Vergleich zu digitalen Anbietern wie beispielsweise Frankly?
Dieser Check analysiert Gebühren, Rendite und Benutzerfreundlichkeit der Online-Vorsorge der Migros Bank und zeigt, worauf Sie bei MiFuturo besonders achten müssen. Denn der Rendite-Check im Vergleich mit Frankly zeigt: Hier gibt es viel Luft nach oben.
MiFuturo Werbung: So wirbt die Migros Bank für ihre Online-Vorsorge
Die Migros Bank positioniert MiFuturo offenbar als Online-Vorsorge für junge Menschen und Einsteiger in die 3. Säule, was sich sowohl in der simplen Informationsgestaltung als auch in der auffälligen Bannerwerbung auf Portalen wie Watson zeigt.
Es ist löblich, dass die Migros Bank mit MiFuturo junge Menschen über Online-Portale für die Vorsorge gewinnen möchte. Schade ist jedoch, dass das Informationsangebot, insbesondere zu den Fonds und deren Renditen im Marktvergleich, äusserst spärlich ausfällt und stattdessen der Fokus wie so oft auf einem simplen Vorsorgerechner1 liegt.
1 Auch bei einer grossen angezeigten Sparsumme sollten die Angebote verglichen werden.
Welche Vorsorgefonds bietet die Migros Bank an?
Für die MiFuturo Online-Vorsorge der Migros Bank wurden keine neuen Fonds aufgelegt. Stattdessen greift die Online-Lösung auf bestehende Fonds aus dem Angebot der Migros Bank zurück.
Es handelt es sich um aktiv gemanagte Strategiefonds mit dem Namen «Migros Bank Fonds Sustainable», die sich in ihrer Aktienquote und Anlagestrategie unterscheiden.
Die Nachhaltigkeitsansätze von MiFuturo beschränken sich auf gängige Standards wie das MSCI ESG Rating (Best-in-Class) und Ausschlüsse. Zusätzlich setzt die Migros Bank auf die öffentlichkeitswirksame Ausübung von Stimmrechten.
- Migros Bank (CH) Fonds – Sustainable 25 V
- Migros Bank (CH) Fonds – Sustainable 45 V
- Migros Bank (CH) Fonds – Sustainable 65 V
- Migros Bank (CH) Fonds – Sustainable 85 V
Das «V» in der Bezeichnung zeigt, dass diese Fonds (Anteile) für die Anlage im Rahmen der beruflichen Vorsorge (BVG) und der privaten Vorsorge (Säule 3a) konzipiert sind.
Gebühren: Was kostet MiFuturo Online-Vorsorge der Migros Bank?
Die Migros Bank verzichtet zwar auf separate Gebühren für Depot, Ausgabe oder Rücknahme, rechnet diese Kosten aber als Verwaltungskommission ab. Diese Gebühr von 0,9% pro Jahr wird direkt von der Fondsrendite abgezogen – der Kunde sieht keine direkte Abrechnung, zahlt sie aber trotzdem.
Dennoch sind die tatsächlichen Kosten für MiFuturo höher als angegeben. Die TER, also die Gesamtkostenquote, beträgt je nach Aktienanteil bis zu 1,1 Prozent.
Die Angaben (TER) sind in den jeweiligen Factsheets gelistet, die nicht direkt auf der MiFuturo-Seite verlinkt sind. Diese Art der Transparenz ist nicht gerade förderlich für junge Erwachsene, die sich erstmals mit der Vorsorge befassen.
Höhere Rendite durch niedrigere Gebühren
- Welche Kosten fallen bei 3a-Anlagen wirklich an? Ein Ratgeber von digitalmedia.ch.
Obwohl MiFuturo etwas günstiger ist als der traditionelle Fondsvertrieb der Migros Bank, sind die Gebühren mit bis zu 1,1 % deutlich höher als bei vielen anderen Vorsorge-Apps – eine schwere Hypothek.
MiFuturo: Bringt die Online-Vorsorge auch die gewünschte Rendite?
Liefert die Online-Vorsorge der Migros Bank trotz ihrer vergleichsweise hohen Gebühren auch die entsprechende Rendite? Zahlt sich aktives Fondsmanagement bei MiFuturo aus? Schliesslich soll die Altersvorsorge optimal wachsen.
Der Performance-Check wiedergibt die Wertentwicklung der MiFuturo Fonds und vergleichen sie mit der digitalen Konkurrenz. Ist teuer also auch gut – oder gibt es günstigere Alternativen mit besserer Performance?
MiFuturo vs. Frankly vs. Descartes: Rendite im Vergleich2,3,4
Der Migros Bank (CH) Fonds Sustainable 45 V erreichte auf 5 Jahre eine durchschnittliche Jahresrendite von 1,73%. Überzeugt die Leistung im Vergleich?
Im Direktvergleich die Self-Service Produkte MiFuturo 45 und Frankly Moderate Responsible mit jeweils einer Aktienquote von 45% und ergänzend das digitale Premium-Produkt Descartes Passiv 40 mit einer tieferen Aktienquote von 40%.
Grafik: Netto-Rendite in CHF (nach Abzug TER und VV) | Gebühren (TER und VV)
MiFuturo erzielt im Mehrjahresvergleich eine positive Rendite, bleibt aber im Vergleichs-Check deutlich zurück.
Tabelle: Geldgewichtete Rendite (MWR), p.a.
Portfolio-Rendite p.a. | |
---|---|
Frankly 45 | 2,74% |
MiFuturo 45 | 1,30% |
Descartes Index 40 | 2,18% |
Obwohl Descartes mit nur 40% Aktienanteil passiv verwaltet wird, übertrifft es die Performance von MiFuturo deutlich.
2 Parameter Kalkulation: 2021-31.10.2024, Start der Vorsorge (2021) mit CHF 30’000, jährliche Einzahlung von CHF 5’000 (Jahresanfang), Netto-Rendite (Factsheet der Anbieter, Kalkulation digitalmedia.ch).
3 Die Länder-, Branchen, Währungs- und Assetallokation kann jeweils differenzieren.
4 Die Fonds-Performance ist ein Rückblick und daher ein unverfälschter Beweis über die zurückliegende Leistung des Fondsanbieters, insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz. (Jedoch kein Garant für mögliche Entwicklungen).
Hohe Gebühren und durchschnittliche Performance schmälern die Rendite von MiFuturo deutlich.
Warum der Vergleich mit Produkten, die nur eine Aktienquote von 45% aufweisen? Das untersuchte MiFuturo-Produkt der Migros Bank erzielte in den letzten knapp vier Jahren eine überschaubare Rendite.
Für junge Erwachsene ist es wichtig, frühzeitig mit einer hohen Aktienquote (>80%) in die langfristige Vorsorge zu investieren, um die Chancen auf eine höhere Rendite optimal zu nutzen.
MiFuturo: Welche digitalen Funktionen bietet die Online-Vorsorge der Migros Bank?
Das Onboarding für Neukunden bei MiFuturo folgt dem klassischen Muster: Nach Beantwortung weniger Fragen wird ein Anlageprofil erstellt und eine passende Anlagestrategie vorgeschlagen. Allerdings erfolgt die Kontoeröffnung nicht vollständig digital.
Es dauert 2 bis 3 Arbeitstage, bis die Vorsorge eröffnet ist und die Unterlagen per Post zugestellt werden.
Nach abgeschlossener Kontoeröffnung sind Einzahlungen möglich. Ab einem Betrag von 10 Franken erfolgt die tägliche Investition der Gelder.
Mehrere MiFuturo Portfolio sind möglich (maximal 5).
Das Vorsorge-Dashboard ist unaufgeregt in das herkömmliche E-Banking bzw. die Banken-App der Migros Bank integriert.
- MiFuturo Online-Vorsorge der Migros Bank (migrosbank.ch)
Fazit MiFuturo
MiFuturo, die neue Online-Vorsorge der Migros Bank, präsentiert sich auf den ersten Blick modern und benutzerfreundlich.
Bei genauerer Betrachtung entpuppt sich das Angebot jedoch als wenig innovativ und kostspielig. MiFuturo bietet lediglich traditionelle Strategiefonds mit hohen Gebühren und überschaubaren Renditen.
Die Nachhaltigkeitsansätze von MiFuturo beschränken sich auf gängige ESG-Standards, die auch andere digitale Anbieter verwenden – zu günstigeren Konditionen. Ein wirklicher Mehrwert in Sachen Nachhaltigkeit ist hier nicht erkennbar.
Wichtige Informationen, insbesondere zur Gebührenstruktur, sind schwer zugänglich. Insgesamt lässt MiFuturo Transparenz vermissen und kann im Vergleich mit anderen Vorsorge-Apps nicht überzeugen.
Wer auf der Suche nach einer günstigen und transparenten Online-Vorsorge ist, findet am Markt klar bessere Alternativen.
Günstigere und renditestärkere Alternativen sorgen für eine deutlich bessere Altersvorsorge.
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