Vergangene Woche haben die Betreiber von Twint und Paymit ihr Zusammengehen bekannt gegeben. Der Entscheid für eine gemeinsame Lösung war in den vergangenen Wochen absehbar. Die Gründe der Zusammenlegung mögen vielfältig sein. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang oft der Markteintritt von Apple mit ihrem eigenen Bezahlsystem Apple Pay. Insbesondere viele Medien sehen sogar Apple Pay und Co. als Gefahr für das Schweizer System.
Fehlende Einsicht
Lese ich die vielen Berichte zur Zusammenlegung von Twint und Paymit habe ich persönlich den Eindruck, das Verhalten der Konsumenten als auch die weiteren Wettbewerber sind für die fehlende Akzeptanz und das Ausbleiben des Erfolgs von Twint und Paymit verantwortlich. Der Tages Anzeiger schreibt am Samstag, 28. Mai 2016: „(…) Das grösste Risiko für den Erfolg ist kein anderes System, sondern das erlernte Verhalten der Konsumenten», so Kneissler“.
Dass die Konsumenten/Kunden das Bezahlsystem nicht akzeptieren, mag nicht ausschliesslich am fehlenden Willen liegen, vielmehr haben die beiden Betreiber die angedachte Einfachheit verkompliziert: die Bedienung ist nicht die Hürde, es geht um zwei Systeme, zwei Philosophien. Banken und die weiteren Beteiligten haben sich um den Anspruch der Führung auf Kosten der Konsumenten ausgetobt.
Zusammenlegung Twint und Paymit – die Kommunikation
Nach der Bekanntgabe vom vergangenen Freitag gab es so manche Schlagzeilen und Spekulationen. Ein weiteres Glied in der unpässlichen Kette von Twint und Paymit. Twint beziehungsweise deren Repräsentanten sind die Gewinner im Machtspiel und Paymit ist auf dem Rückzug. Kundenbedürfnisse stehen in der Kommunikation nicht im Fokus. Die Verunsicherung auf Kundenseite (Kunde und Handel) ist da, denn zu vieles ist unklar. Lese ich die Medienmitteilung vom 27. Mai 2016 auf twint.ch, ist nun eine «eierlegende Wollmilchsau» geplant. Irritationen noch und nöcher. Der Handel wird möglicherweise geplante Zusagen für die Teilnahme am Bezahlsystem wohl sistieren.
Markteintritt von Apple Pay – Chancen für «TwintNEU»
Apple Pay muss für «TwintNeu» keine Gefahr sein: Apple aber auch Google und MasterCard werden es wohl gut schaffen, das Bezahlsystem mit ihrer Einfachheit zu etablieren. Das bedeutet, die Akzeptanz wird steigen, davon könnte Twint ja nur profitieren.
Ohne Verhaltensänderungen von Twint bzw. deren Repräsetanten wird meines Erachtens das Schweizer Digitalbezahlsystem nicht über ein Schattendasein hinweg kommen.
- klare Positionierung von Twint als Bezahlsystem. Weglassen von weiteren Funktionalitäten wie unternehmensindividuellen Prämienprogrammen, Stempelkarten etc.
- Fokussierung auf die Erfüllung von Kundennutzen, die Technik ist reiner Leistungserbringer
- Integration des Bezahlsystems in das jeweilige Kundenbanking-App
Die Befindlichkeiten und Eigeninteressen der beteiligten Banken sind die grössten Hindernisse und Stolperfallen für ein gutes Gelingen einer Schweizer Bezahllösung.
Paymit – ist da noch was im Köcher?
Aus Branding-Überlegungen bin ich über den Vorzug des Fantasienamens Twint überrascht. Gut, die Erklärung hat die neue Twint AG gleich mitgeliefert: «Twint wird sich nicht ausschliesslich auf das Bezahlen fixieren».
Schade, Paymit ist eine tolle Identifikation in der digitalen Welt. Apple und Co. betonen die Wichtigkeit mit einer eindeutigen Namensgebung. Und so wie Apple in der Vergangenheit immer überrascht hat, wird sicherlich die eine oder andere nicht nahe Payment-Funktion im Umfang enthalten sein. Was geschieht mit dem Label «Paymit»? Antwort ist ausstehend.
Eine Übersicht zu den gängigen Bezahllösungen – alles auf einen Blick.
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