In Zeiten von hohen Kontogebühren und Negativzinsen eine nachvollziehbare Argumentation. Doch wie gelingt der Einstieg ins Geld anlegen und welche (Online-)Angebote gibt es für die neue Sparkultur?
Filialbanken tun sich schwer damit; die Angebote ähneln sich, meist in Form von Anlagefonds. Auch die Online-Auswahl ist überschaubar. Anders hingegen das digitale 3a-Vorsorgesparen: eine Vielfalt an Anbietern mit einer Palette an Lösungen für die steuerlich geförderte private Vorsorge.
Die Sparkultur überdenken – Inhalt
- Sparen in der Nullzinswelt – Kapitalzuwachs und Dividenden oder doch Zinsen?
- Anlageform Konto oder Aktiensparen? – das Sparziel bestimmen
- Die Anlageformen – angespartes Geld investieren
- Selber machen oder machen lassen – vom Wissen profitieren
- Gebühren schmälern die Rendite – darum aufgepasst
- Die Anbieter für mittel-/langfristigen Sparziele – analog oder digital?
- Checkliste – Vorgehen und ein paar Grundsätze
Sparen in der Nullzinswelt
Gespart wird aus unterschiedlichsten Motiven wie Halten von Liquidität, Anschaffungen, Vermögensaufbau oder Altersvorsorge.
in Zeiten niedriger Zinsen und das Risiko der Inflation wird das Sparen kaum noch belohnt. Für mittel- und langfristige Sparziele ist das Geld anlegen in Form von Aktiensparen eine prüfenswerte Alternative.
Kapitalzuwachs und Dividenden statt Zinsen?
Wertzuwachs und Dividenden versprechen eine höhere Rendite. Und dennoch ist das Geld anlegen nicht das neue Sparen.
- Investitionen an den Finanzmärkten ist hinsichtlich des Verlustpotenzials risikoreicher als Sparen.
- Die Dividende ist eine unternehmerische Erfolgsprämie.
Doch das Risiko der Geldanlage kann gesteuert werden: Anlagehorizont und Diversifizierung. Und für kurzfristige Ausgaben ist das Geld auf dem Konto gut aufgehoben.
Investiert man mittel- bis langfristig und breit gefächert, wird das Risiko der Geldanlage deutlich gemindert.
Geld zurückzulegen sollte letzten Endes das Ziel beim Sparen sein
Geld anlegen oder Kontosparen, die Gemeinsamkeit bleibt:
- die Möglichkeit, wiederholend einen Geldbetrag zur Seite zu legen
- die Zielbestimmung des Sparens beziehungsweise der Geldanlage
Mache den Umkehr-Blick: bestimme den monatlichen Sparbetrag. Statt das Geld auf das Sparkonto zu überweisen, welches Ende Monat übrig bleibt.
Einkünfte minus Fixausgaben und Sparbetrag = Ausgaben für den persönlichen Konsum.
Passende Anlageformen je Sparvolumen und -ziel
Das angesparte Geld ist in Sparzielen zu unterteilen: in kurz- und mittel- bzw. langfristigen Verwendungszwecke.
Denn je nach Sparvolumen, Ziel und Zeit sind unterschiedliche Anlageformen geeignet beziehungsweise ungeeignet.
Kurzfristig verfügbar, hohe Liquidität, wenig Risiken
Anlageform | |
Freie Liquidität | Konto |
Sachziele für grössere Anschaffungen wie Auto, Ferien | Konto |
Mittel-/langfristig verfügbar, eingeschränkte Liquidität, Anlage-Risiken
Anlageform | |
Erwerb von Wohneigentum | Sparen 3a: Konto und Anlagen |
Vermögensaufbau (ungebunden) | Aktiensparen |
Private Altersvorsorge | 1. Sparen 3a Konto und Anlagen 2. Aktiensparen |
Anlageformen – angespartes Geld investieren
Für das mittel- und langfristige Sparen eignen sich die Anlageformen 3a-Sparen (gebunden) und das ungebundene Investieren in Form von Aktiensparen.
Für beide Formen (gebunden/ungebunden) gibt es Anlagefonds von Filialbanken und Anlagepläne von Onlineanbietern (Robo-Advisor):
- Bei Anlagefonds wird in Einzelfonds investiert. Ein Fonds wiederum kann eine Vielzahl von Titeln beinhalten. Fonds bilden eine Anlagestrategie ab.
- Anlagepläne wie bei Viac oder frankly bestehen in der Regel aus verschiedenen Instrumenten wie ETF oder Indexfonds. Je nach gewählter Strategie lassen sich diese unterschiedlich gewichten.
Geld anlegen, selber machen oder machen lassen
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit selber direkt in Aktien zu investieren. Ob Kauf von Einzelwerten oder wie dem Erwerb von ETF (Exchange Traded Funds). Für den Handel braucht es ein Depot und selbständiges Tun.
Anlagefonds und Anlagepläne: professionelle Verwaltung
Die Gelder werden aktiv/passiv bewirtschaftet und überwacht. Tiefe Gesamtkosten und investieren mit Kleinstbeträgen runden das Profil ab.
Risikobereitschaft ermitteln, Anlagestrategie finden
Digitale Anbieter und die Angebote von Filialbanken ermitteln mit Ihnen das persönliche Risikoprofil: Risikofähigkeit und -toleranz.
Daraus ableitend gibt es eine individuelle Anlagestrategie: Aktienanteil (Risikoberitschaft, Anlagedauer) und Diversifikation wie Schweiz und/oder Ausland.
Verändern sich die Märkte, beispielsweise die Risiken werden zu hoch, werden gemäss dem individuellen Risikoprofil Anlagen verkauft bzw. gekauft.
Weiter werden beim «machen lassen» Indexfonds und ETFs im Sinne des Anlegers diversifiziert, ausgewählt und eingesetzt (Titelwahl).
Mit Anlagefonds und Anlageplänen ist kein Fachwissen notwendig – aber ein Verständnis für Chancen und Risiken.
Vermögensverwaltung
Ein Vermögensverwaltungsmandat (VV) ist eine weitere Möglichkeit für das Geld anlegen. In der Regel werden Mandate ab einem Anlagevolumen von 50’000 Franken oder höher an die Bank übergeben.
Die gewälte Anlagestrategie (Risikoprofil) wird im Rahmen der Anlagepolitik der Bank aktiv umgesetzt: breite, globale Diversifikation als auch eine hohe Qualität der investierten Anlagen.
Die Gebühren im Vergleich zu Anlagefonds und Anlageplänen sind wesentlich höher.
Gebühren schmälern die Rendite
Anlagekosten und -gebühren sind relevant, weil diese das Anlageergebnis negativ beeinflussen. Die Kostenunterschiede sind teilweise erheblich – je nach Anlageform, Produkten und Anbietern.
Nebst der Einfachheit überzeugen digitale Anlagepläne mit tiefen Kosten – besonders im Vergleich zu traditionelle Anlagefonds. Denn bei Anlageplänen werden mehrheitlich passive Instrumente eingesetzt: Indexfonds und börsengehandelte Fonds (kurz ETF).
Gebühren | |
Digitale Anlagepläne (1) | 0,2 bis 0,9% |
Anlagefonds von Filialbanken (2) | 0,8 bis 2% |
Vermögensverwaltung | ab 1,2% |
(1) Digitale Anlagelösungen werden tendenziell mit «All-in-Fee» abgerechnet.
(2) Kosten bei Anlagefonds sind oft nicht einfach zu erheben. Es gibt direkte und indirekte Kosten.
- Ausgabegebühr, Depotgebühr, Stempelgebühr und Rücknahmegebühr sind mögliche direkte Kosten.
- Den Löwenanteil von Fondskosten fallen jedoch auf die so genannten indirekten Kosten. Nämlich wie Management- und Verwaltungsgebühren.
Digitale Anlagepläne oder Anlagefonds
Nach etwas Theorie zurück zur Praxis. Welche Anbieter gibt es nun für meine mittel- bzw. langfristigen Sparziele?
Anlageform 3a-Sparen (gebunden)
Sparen 3a-Gelder haben tendenziell eine hohe Anlagedauer. Mit dieser Langfristigkeit eignen sich passend Investitionen in Wertpapiere.
Einfach zu eröffnen: für ein Sparen 3-Produkt muss man längst keine Bankfiliale mehr aufsuchen.
Digitale Sparen 3-Lösungen
Der Markt ist lanciert: Privatpersonen finden Zuspruch an digitalen Sparen 3a-Vorsorge-Lösungen. Banken und Finanzinstitute haben das erkannt und gelangen mit digitalen Produkten auf den Markt.
Viac lancierte Ende 2017 ihr digitales Anlage-Vorsorgeprodukt. Weitere Anbieter folgten laufend. Zuletzt im Dezember 2020 dann die Smartphone-Bank Yapael mit einer Sparen 3-Lösung in Zusammenarbeit mit Vontobel.
Der digitale Vorsorgemarkt bietet wie gelesen attraktive Produkte ohne auf das Wissen von Experten verzichten zu müssen.
Die digitale Vorsorge eignet sich bestens, das private Alterssparen selbst in die Hand zu nehmen.
Ausgewählte Anbieter – eine Teilübersicht:
Beispielsweise auch die Bank Vontobel bietet ein digitales Vorsorge-3a-Produkt: der Robo-Advisor Volt 3a der Bank Vontobel.
Weiterer Anbieter wie die Grossbbanken werden zweifelsohne mit digitalen 3a-Anlagelösungen folgen.
Tipp
Bestehendes 3a-Vermögen lässt sich mit den digitalen Lösungen einfach transferieren. Selbst mehrere 3a-Konti lassen sich punktuell übertragen.
3a-Vorsorgefonds der Hausbank
Klassische 3a-Vorsorgefonds gibt es von traditionelle Filialbanken. Beispielsweise die Migros Bank mit ihren Vorsorge-Fonds mit einem Aktienanteil von bis zu 45% mit Gebühren von 0,75 bis 0,9 Prozent.
Anlageform Aktiensparen (ungebunden)
Geld anlegen lässt sich natürlich auch ungebunden. Ob Direktanlagen in Aktien und Fonds oder mit einem digitalen Vermögensverwalter.
Direktanlagen
Wer selbst in Wertpapiere investieren möchten, benötigen ein Depot und ein dazugehörendes Verrechnungskonto.
Filialbanken bieten entsprechende Leistungen. Es gibt auch zahlreiche Online-Banken, die sogar das Depot kostenlos anbieten.
Delegieren: Anlagefonds und Robo-Advisor
Wer lieber delegiert und bereit ist, eine Gebühr für die Leistung zu bezahlen, gibt es:
- Anlagefonds von der Hausbank
- digitale Anlagepläne von Online-Anbietern
Tendenziell eher Anlagefonds? Die Hausbank gibt Auskunft.
Robo-Advisor / digitales Investieren
Kostengünstig und übersichtlich Geld anlegen lässt sich mit dem digitalen Investieren. Die Angebote in der Schweiz sind (noch) ein Nischenprodukt und daher überschaubar (Auswahl):
- Swissquote
- Selma
- Vontobel «Volt Invest»
- Yova
Im Vergleich zu einer Anlage einer Hausbank kann das Robo-Advisor-Produktportfolio deutlich grösser sein (gut für die Diversifikation).
Investitionen mit einem Robo-Advisor eignet sich besonders für langfristige Anlagen. Ein weiterer Vorteil sind die transparenten und tiefen Gebühren.
Checkliste
- Was wollen Sie mit der Geldanlage erreichen?
- Anlageform bestimmen: Anlagefonds oder Anlagepläne?
- Geld anlegen: selber machen oder machen lassen?
- Auf Gebühren und Kosten achten
- Produkte und Anbieter: eine Teilübersicht
Merke
- Streuen Sie Ihr Geld.
- Liquidität bereithalten.
- Gehen Sie nie mehr Risiko ein, als Sie tragen können/wollen.
- Auf Kompatibilität «Anlagehorizont und Aktienquote» achten. Wird die Laufzeit kürzer, ist die Aktienquote zu reduzieren (Umschichten).
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Weiterführende Informationen
- Der digitale Vorsorgebanking-Impulsgeber. Alle Artikel zum Thema Vorsorge auf digitalmedia.ch
- Gebühren und Kosten sparen mit einem Digitalkonto – die Banking-Apps in der Schweiz. Der Digitalbanking-Impulsgeber auf digitalmedia.ch seit 2017
- Ad hoc Informationen auf Twitter von digitalmedia.ch
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