Rekordtiefe Zinsen, steigende Gebühren. Schweizer sind dennoch treue Bankkunden. Im Zeitalter des Internets geht ein Kontovergleich und eine Konto-Neueröffnung überraschend einfach.
Gebühren Ersparnisse stehen verständlicher Weise im Vordergrund. Produkt-Innovationen und Einfachheit im Umgang mit Mobile Banking lassen sich zwar nicht immer in Franken quantifizieren, sollten bei der Wahl dennoch berücksichtigt werden.
Und – es muss nicht einzig eine Bank sein: die Vielfalt digitaler Angebote für wechselnde Bedürfnisse nutzen.
Bankkonto wählen – Vorgehen
- Wie gut kennen Sie Ihr Kontomodell? – Bankpakete lohnen sich in vielen Fällen nicht
- Braucht es noch Filialen? – die Krux mit dem persönlichen Kontakt
- Die Hausbank verteilen – Vielfalt kennen und nutzen
- Digitalbanking Ratgeber – Impulse aus persönlichen Beratungsgesprächen
Wie gut kennen Sie Ihr Konto?
Grösstenteils haben Kunden ein Bankpaket bestehend aus Privatkonto, Sparkonto, Debit- und Kreditkarte.
Bankpakete lohnen sich in vielen Fällen finanziell nicht. Gebühren von Einzelprodukten sind zuweilen schwierig zu erkennen. Und im Vergleich zu Drittprodukten oft wesentlich teurer.
Warum braucht es eine Maestro- und Kreditkarte? Für das stationäres und online Bezahlen ist eine Karte ausreichend.
Aus einem Paketpreis wird ein variabler Preis
In der Regel erheben Banken monatliche Pauschalbeträge. Wer genauer hinschaut, erkennt Preisbeschreibungen mit dutzenden von A4-Seiten.
Beispielsweise das Bankpaket «Silber» der Zürcher Kantonalbank. Das Paket kostet 120 Franken im Jahr. Beziehungsweise 96 Franken mit einem Gesamtvermögen ab 7’500 Franken.
Die Grundgebühr der ZKB VISA Kreditkarte ist im Bankpaket enthalten. Je häufiger die Karte im Ausland bzw. in Fremdwährungen genutzt wird, umso teurer ist das Bankpaket insgesamt.
Bei einem jährlichen Fremdwährungsumsatz von 3’500 Euro erhöht sich im Vergleich zu Neo-Banken der Paketpreis um weitere 135 Franken.
Die Kartenherausgeberin Viseca verrechnet einen Fremdwährungszuschlag von insgesamt bis zu 3,5 Prozent für a) Devisenumrechnung und b) Transaktionsgebühr.
Ein Ärgernis ist der nicht einsehbare Verrechnungskurs. Digitalbanking bedeutet auch Transparenz: Vorweg wissen, was etwas kostet.
Die Neon Mastercard für Auslandzahlungen ohne Fremdwährungszuschlag. Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 20. Januar 2020.
Ersatzkarten, Mahnspesen, Kartensperrung, Expressaufträge etc. sind weitere Gebühren
Gemäss Preisaushang können im Standardgeschäft «Konto/Zahlen» weitere bis anhin unbekannte Gebühren entstehen.
Mit weiteren Produkten aus Vorsorge, Finanzieren etc. mehren sich die Gebühren nochmals im Vergleich zu Drittprodukten.
Die Krux mit dem persönlichen Kontakt – braucht es Filialen?
Bankgeschäfte finden zunehmend online statt. Waren es früher reine Kontoabfragen, werden heute Bankgeschäfte online getätigt und administriert.
Wo früher nahezu der Berater seine Hände persönlich im Spiel hatte, da bewirkt ein Algorithmus die Produkte.
Die Gesellschaft wandelt sich
Die Schweiz, das Pendlerland:
- Die Filiale der Hausbank ist nicht da, wo wir tagsüber sind;
- Der Bankberater arbeitet tagsüber – der Kunde aber auch.
Auch nach Feierabend müssen Anbieter von Bankdienstleistungen ihren Kunden zur Verfügung stehen.
Aus erster Hand, statt aus einer Hand
Der allgemeine Bankberater weiss ohne Insiderwissen oft nicht mehr, als der Kunde im Internet sehen kann.
Zahlen, Anlegen und Finanzieren: vieles geht digital. Es braucht nun Produktberater, die den Kunden erklären, was dort eigentlich passiert: Algorithmus und Bedienung.
Bankberater sind oft nicht die beste Wahl: Sie werden dafür bezahlt, profitable Produkte der eigenen Bank zu verkaufen.
Auf bedürfnisorientierte Angebote schauen, die Ihnen einen bedarfsgerechten Support bieten. Was ist Ihnen der Preis wert?
Bankberatung ist längst kein «Nine-to-five-Job» mehr.
Das Hausbankmodell verteilen – Vielfalt kennen und nutzen
Nischenanbieter beziehungsweise Fintechs sorgen in der Finanzbranche für einen intensiven Wettbewerb.
Digitale Angebote werden attraktiver und sind zunehmend wichtiger als Filialen und Berater.
Um für eine Kontoeröffnung in eine Filiale zu gehen, ist bereits für viele undenkbar.
Das Smartphone wird zum überwiegenden Banking-Gerät werden. Traditionelle Banken haben eine noch zu tiefe Technologie-Kompetenz. Entsprechend fehlen intelligente mobile Angebote.
Der Wandel der Finanzbranche
Die traditionellen Banken sind einem starken Wandel ausgesetzt. Neue Technologien mischen den Mark auf: was gestern undenkbar war, ist heute oder morgen Alltag.
- Der Geldwechsel ist ersetzt durch Elektronik;
- Die Kreditvergabe kann unter Ausschluss der Banken stattfinden: Crowdlending-Plattformen, Pensionskassen und Versicherungen;
- Automatisierte Beratung und Abwicklung in der Anlage- und Vorsorgeverwaltung;
- Mit der Blockchain-Technik könnten Anleger Wertschriften direkt untereinander handeln – ganz ohne Bankdepot;
- Die Verwahrung von digitalen (Landes-)Währungen könnte über Notenbanken geschehen und sind in Sekundenschnelle verarbeitet.
Das Geschäftsmodell der Universalbank hat so keine Zukunft mehr. Denn je digital affiner die Kunden, desto seltener nutzen sie traditionelle Angebote.
Online ein Konto eröffnen – die Angebote der Schweizer Retailbanken. Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 20. August 2020.
Digitale Angebote für wechselnde Bedürfnisse nutzen
Einiges aus der obigen Liste ist bereits gegenwärtig – ohne Einbezug von Geschäftsbanken: preisgünstig, einfach und schnell. Beispiele:
- mit Revolut zum Interbankenkurs Währungen wechseln und halten;
- mit Viac kostengünstig Vorsorgegelder digital in Wertschriften anlegen (Sparen 3, Freizügigkeitskonto);
- mit swisspeers.ch als Privatperson in Schweizer KMU investieren.
Beanspruchen Sie die Argumente ihrer Hausbank, welche die Gebührenzuschläge rechtfertigen? Und was ist Ihr Gewinn?
Impulse für das Vorgehen
Die Vielfalt an digitalen Angeboten nutzen für wechselnde Bedürfnisse. Impulse aus persönlichen Beratungsgesprächen – eine Auswahl:
- Diversifikation
Gelder und somit Beanspruchung von Produkten und Leistungen verteilen. - Gebührenreduktion
Kundenselbstbedienung muss mit Gebührenreduktionen abgegolten werden. - Verfügbarkeit des Beraters
Personelle Fachunterstützung bei Bedarf: wie Sie es wünschen, zeitlich und örtlich unabhängig. - Zeitersparnisse
Onlineanträge und -bewirtschaftung statt persönliche Bankbesuche und -anrufe.
«Die letzte echte Innovation der Banken war der Geldautomat» – Paul Volcker
Praxisbeispiel einer Umsetzung – die Hausbank verteilen
Geld sparen und attraktivere Produkte – geht auch ohne traditionelles Hausbankmodell.
- Das Privatkonto (12 CHD/Jahr) und Sparkonto (kostenlos) in ein Einzelprodukt umgewandelt. Nutzung für Saläreingang, Bezahlung von üblichen Alltagsaufwendungen wie Krankenkasse und Sparen.
- Eröffnung eines Neon-Smartphone-Konto für das Bezahlen von Konsumgüter über die Kreditkarte.
- Die Sparen-3-Gelder transferiert auf ein digitales Vorsorgekonto.
- Vorzeitiger Abschluss einer deutlich attraktiveren Verlängerungshypothek bei der «bisherigen Hausbank» – mit der Offerte einer Pensionskasse in der Tasche als Argumentarium.
Bei Kontoaufhebungen sind Rückzugsfristen zu berücksichtigen:
Privatkonten fortschrittlicher Banken sollten in der Regel keine Rückzugsfristen haben. Das heisst, Sie können frei über das Guthaben verfügen.
Sparkonten haben Rückzugsfristen, monatliche oder jährliche, je nach Bank. Betragsfreigrenzen variieren zwischen 10’000 Franken/Monat bis 100’000 Franken/Jahr. Kündigungsfristen unbedingt beachten.
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Weiterführende Informationen
- Dschungel Kreditkarten: Prepaid, Debit, Credit – hier gibt es Antworten auf Fragen. Artikel auf digitalmedia.ch vom 28. Juli 2020
- Die Banking-Apps in der Schweiz – der Digitalbanking-Impulsgeber auf digitalmedia.ch seit 2017
- Ad hoc Informationen auf Twitter von digitalmedia.ch
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