Mehrere Banken haben angekündigt, die Maestro-Karten abzulösen. Einige Retailbanken haben den Wechsel vollzogen: Beispielsweise die Kantonalbank Debitkarte Visa und Mastercard der Luzerner und St. Galler Kantonalbank.
Die Debitkarten von Visa und Mastercard übernehmen nahezu die Funktionen der Maestrokarte. Wesentliche Erweiterungen sind jedoch bekannte Möglichkeiten der Kreditkarte: die weltweite Akzeptanz und der Einsatz im Onlinehandel.
Schaffen es die beiden Kantonalbanken im Unterschied zur UBS, dass der Kunde für seine Standard-Kartengeschäfte lediglich auf eine Karte setzen kann?
Inhalt
- Gründe für die Absetzung der Maestro-Karte
- Funktionsumfang Debitkarte Visa und Mastercard
- Wo bleibt die Innovation der Debitkarte Visa/Mastercard?
- Bisher hohe Gebühren für Auslandtransaktionen
- Die Debit Mastercard der St. Galler Kantonalbank
- Die Visa Debit der Luzerner Kantonalbank
- Fazit – mehr Transparenz würde nichts kosten
Gründe für die Absetzung der Maestro-Karte
Die Einstellung der Karten «Maestro» von Mastercard und «V Pay» von Visa geschieht möglicherweise überwiegend aus Kostenüberlegungen: Vereinheitlichung der Systeme.
Profitieren soll jedoch auch der Kunde: Gebührenersparnisse durch Wegfall einer Karte. Nutzung einer einzigen Visa beziehungsweise Mastercard für annähernd alle Kartenzahlungen.
Beibehalten werden natürlich bekannten Funktionen der «alten» Maestrokarte: hohe Akzeptanz im stationären Handel und kontaktloses Bezahlen: Kartenzahlungen werden direkt dem Konto belastet.
Was ist eine Debitkarte Visa und Mastercard?
Stärken der beiden Kartenarten Maestro und Kreditkarte vereint in einer Karte.
Kantonalbank Debitkarte Visa und Mastercard – die Grundfunktionen
- Geldbezug am Automaten
- Kontaktloses Bezahlen im stationären Handel
- Direktbelastung Konto
- Weltweite Akzeptanz online und stationär
- Nutzung in Online-Shops (E-Commerce) und Apps wie SBB, Netflix
Wo bleibt die Kunden-Innovation?
Eine berechtigte Frage. Denn bisherige Funktionen werden «lediglich» aus zwei Welten zusammengeführt.
Die Innovation könnte zumindest der Verzicht einer Karte sein: nämlich die ausschliessliche Nutzung einer Karte – die Debitkarte von Visa oder Mastercard.
Auf Mitte 2021 ist dennoch eine (mächtige) Funktionserweiterung vorgesehen:
Peer-to-Peer Zahlungen (P2P)
Schnelle, einfache und direkte Zahlungen von Privatperson zu Privatperson.
Weltweite Echtzeitzahlungen zwischen Inhabern von Visa Debit bzw. Debit Mastercard. Die Vielfalt an individuellen P2P-Lösungen wie Twint oder MobilePay der Migros werden inskünftig Mühe haben.
Mobile Payment Google Pay und Apple Pay
Aktuell wird mobiles Bezahlen mit dem Smartphone noch nicht unterstützt. Die Aufschaltung verschiedener Zahldienste wie Samsung Pay, Apple Pay, Google Pay ist für später vorgesehen.
Keine versteckte Kosten mehr mit den Debitkarten Visa/Mastercard
Mit Einführung der Debitkarte Visa/Mastercard sollte das Kaufen in Fremdwährungen gegenüber einer Kreditkarte günstiger werden.
So zumindest die medialen Ansprüche mancher Banken. Das wäre natürlich eine weitere echte Kundenmotivation.
Dschungel Kreditkarten: Prepaid, Debit, Credit – hier gibt es Antworten auf Fragen. Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 28. Juli 2020.
Bisher hohe Gebühren für Auslandtransaktionen
Der Erfolg von Revolut in der Schweiz ist berechtigt: keine versteckten Kosten für Transaktionen in Fremdwährungen.
Revolt und Neon – die Wegbereiter
Das britische Unternehmen Revolut rechnet die Fremdwährungs-Beträge während der Woche zum jeweils geltenden Interbankenkurs ab.
Auch die Schweizer Smartphone-Finanz App Neon verrechnet annähernd den Interbankenkurs (+0,2 bis +0,7%). Selbstverständlich frei von jeglicher Transaktionsgebühr.
Die Neon Mastercard für Auslandzahlungen ohne Fremdwährungszuschlag. Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 20. Januar 2020.
Viseca, Swisscard etc: Ausland-Kosten sind höher als ausgewiesen
Anders bis dato bei den Schweizer Kreditkarten-Herausgeber. Mehrfach wird zugelangt:
Gegenüber dem Karteninhaber:
- Jahresgebühr
- Wechselkursaufschläge von 0,8 bis 4 Prozent bei Fremdwährungen (je nach Währung)
- eine Transaktionsgebühr von bis zu 3,5 Prozent bei Fremdwährungen/Auslandzahlungen
Gegenüber Händler und Ladengeschäfte:
- Der Kartenherausgeber behält eine so genannte Interchange-Gebühr zurück von 0,2 bis 0,3 Prozent.
Die Unbekannte: Wechselkursaufschläge beispielsweise bei Viseca
Die Transaktionsgebühr ist im Produktbeschrieb ausgewiesen. Als Beispiel die Standard-Kreditkarte der Zürcher Kantonalbank (Viseca): Bearbeitungsgebühr von 1,75% des konvertierten Betrags (in Schweizer Franken).
Das Ärgernis schlechthin ist hingegen der nicht einsehbare Umrechnungskurs. Versteckte Wechselkursaufschlag lassen sich nicht erkennen. Viseca schreibt:
«Die verwendeten Umrechnungskurse werden von der Viseca Card Services SA festgelegt und einmal täglich fixiert. Bei der Festlegung des Umrechnungskurses orientiert sie sich dabei an den üblichen Marktquellen.»
Abrechnungsbeispiel einer Fremdwährungstransaktion: ZKB/Viseca vs. Neon
Online-Einkauf in Euro 16.53 am 16. September 2020:
Neon | ZKB/Viseca | |
---|---|---|
Kurs (ausgewiesen) | 1.0766 | 1.0934 |
Devisenaufschlag | – | +1.56% |
Transaktionszuschlag | – | CHF +0.30 |
Abrechnung in CHF | 17.80 | 18.35 |
Zuschlag insgesamt | +3,11% |
Das Beispiel zeigt, der Zuschlag von Viseca beträgt ggü. Neon satte 3,11 Prozent.
Der Zuschlag kann höher oder auch tiefer sein. Neon verrechnet beim Kauf den zeitnahen Wechselkurs. Während Visaca in der Regel a) einen Tag später verrechnet und b) zu einem fixierten Tageskurs.
Die Kantonalbank Debitkarte Visa und Mastercard
Mit Einführung der Debitkarte Visa/Mastercard wollen Banken Käufe in Fremdwährungen/im Ausland günstiger anbieten.
Wegfall der Strafgebühr Transaktionszuschlag und das Angebot an attraktiven Umrechnungskursen.
Wie ist es nun bei den Angeboten der St. Galler Kantonalbank und der Luzerner Kantonalbank? Genauer hinschauen lohnt sich. Nachfolgend die Antworten.
Debit Mastercard der St. Galler Kantonalbank
Die Nutzung der Debit Mastercard setzt ein Konto bei der St. Galler Kantonalbank voraus.
Kostenloses Privatkonto
Das Privatkonto CHF ist kostenlos, sofern mindestens zwei der folgenden Dienstleistungen genutzt werden:
- Zahlungsverkehr ausschliesslich über E-Banking, mindestens einmal pro Monat (Ausnahme LSV).
- Mindestens einmalige Nutzung der Debit Mastercard für Einkäufe oder Bargeldbezüge
- SGKB-Hypothek oder durchschnittliches Guthaben bei der SGKB über 10’000 Franken.
Ansonsten beläuft sich die monatliche Kontoführungsgebühr CHF 2.50 bzw. 5 Franken.
Debit Mastercard
Das Privatkonto ist nur kostenlos bei Nutzung der Debit Mastercard. Die Karte kostet jährlich 40 Franken.
Die Gebühren für die Nutzung im Inland sind einfach gehalten. Stationäre und Online-Einkäufe in CHF sind kostenlos. Ebenso Bargelbezüge in CHF.
Das Kartenverwaltung kann nun auch selbständig vorgenommen werden: Karte sperren, Limiten ändern etc.
Gebühren Fremdwährungstransaktionen
Kostenlos ist nun vorbei: Transaktionsgebühren und Devisenzuschlag.
Transaktionszuschlag | Devisenaufschlag | |
---|---|---|
Einkäufe Ausland | CHF 1.50 | Devisenkurs (*) |
Bargeldbezug Ausland | CHF 5.– | Devisenkurs (*) |
(*) Wie berechnet sich der angewendete Devisenkurs? Die SGKB lässt sich nicht in die Karten schauen. Auch auf Anfrage von digitalmedia.ch gibt es keine einsehbaren Wechselkursaufschläge.
Six ist Issuing Processor der Debit Mastercard. Bekannt ist, der Kundenkurs wird transaktionsbezogen aus dem Ursprungsdevisenkurs errechnet.
Würdigung
Zusammen mit der Debit Mastercard gibt es für 40 Franken im Jahr ein Privatkonto und eine Mastercard. Doch aus dem Fixpreis wird mit Auslandtransaktionen ein variabler Preis in unbestimmter Höhe.
Wer häufig in Fremdwährungen oder bei ausländischen Unternehmen in Schweizer Franken einkauft, sollte Alternativen wie Neon anzuschauen.
Links zum Thema
- Produktbeschreibung Debit Mastercard (sgkb.ch)
- Produktbeschreibung Privatkonto (sgkb.ch)
Visa Debit der Luzerner Kantonalbank
Die LUKB bietet drei verschiedene Visa Debit Karten an, die sich in Leistungen und Pricing unterscheiden.
Der Einfachheit halber wird die Standardkarte «Visa Debit Classic» berücksichtigt.
Das Privatkonto der Luzerner Kantonalbank
Ohne Verbindungskonto kann auch bei der LUKB die Visa Debit nicht benutzt werden.
3 Franken beträgt die monatliche Kontogebühr ab 1. Januar 2021. Mit einem durchschnittlichem monatlichen Gesamtvermögen ab CHF 10’000 kostet das Konto 2 Franken im Monat.
Visa Debit Classic
Die Grundgebühr beträgt 48 Franken und wird jährlich abgerechnet. Die Gebühren für Nutzung im Inland sind einfach gehalten: Stationäre und Online-Einkäufe in Schweizer Franken sind kostenlos. Ebenso Bargelbezüge in CHF.
In der LUKB Banking-App erfolgt direkt die Kartenverwaltung: Karte sperren, Geoblocking, Limten anpassen etc.
Gebühren Fremdwährungstransaktionen
Im Unterschied zur St. Galler Kantonalbank verzichtet die LUKB auf eine (ausgeschriebene) pauschale Transaktionsgebühr.
Fremdwährungskäufe/Käufe im Ausland werden:
- zum Devisenkurs abgerechnet
- zum Devisenkurs wird ergänzend ein Fremdwährungszuschlag erhoben
Transaktionszuschlag | Devisenaufschlag | |
---|---|---|
Einkäufe Ausland | – | Devisenkurs (*) Fremdwährungszuschlag |
Bargeldbezug Ausland | CHF 5.– | Devisenkurs (*) Fremdwährungszuschlag |
Auf Anfrage von digitalmedia.ch lässt sich auch die Luzerner Kantonalbank nicht in die Karten schauen: angwendeter a) Devisenkurs und b) Fremdwährungszuschlag.
Würdigung
Das Privatkonto zusammen mit der Visa Debit Classic gibt es für 84 Franken/Jahr. Unbekannt auch hier die Höhe der Gesamtzuschläge.
«Weltweit ohne Transaktionsgebühren einkaufen» – umwirbt die LUKB ihr Produkt. Das ist korrekt, inhaltlich jedoch unscharf: Im Fremdwährungszuschlag sind die Transaktionszuschäge «versteckt» enthalten.
Wer die Karte mehr im Ausland einsetzt, bietet die LUKB Alternativen an zu höhren Grundgebühren: «Visa Debit Prime» und «Visa Debit Black»: Die Fremdwährungzuschläge sind reduziert bzw. entfallen. Was bleibt ist der unbekannte LUKB «Devisenumrechnungskurs».
Links zum Thema
- Produktbeschreibung Debit Mastercard (lukb.ch)
- Produktbeschreibung Privatkonto (lukb.ch)
Fazit
Aus Erfahrungen dürfte der Währungszuschlag ggü. dem Interbankenkurs zwischen 1 und 4 Prozent betragen. Hauptwährungen wie EUR und USD sind preislich attraktiver gegenüber Nicht-Hauptwährungen wie Thailändische Baht oder Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate.
Ohne transparente Information wie Fremdwährungen umgerechnet werden, bleibt es als eine versteckte Gebühr.
Wer seine Karten im Ausland häufig einsetzt, wird bestraft. Obwohl die Bank kräftig daran mitverdient: Zuschläge plus Einbehalt einer Interchange-Gebühr.
Transparenz kostet nichts
Gegenüber dem Ausland ist das Bankgeheimnis gefallen (AIA). Was bleibt ist die Geheimniskrämerei in Sachen Devisenmargen bei Kartenzahlungen. An und für sich unnötig. Denn beim klassischen Devisengeschäft der Kantonalbank sind An- und Verkaufskurse und im Vergleich zum Interbankenkurs einsehbar.
Doch immerhin wie es scheint, kann aus Sicht Gebühren auf die intransparente Kreditkarte von Viseca möglicherweise verzichtet werden. Viseca/Aduno: auch in der Casa «Pierin Vincenz» gegenwärtig.
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Weiterführende Informationen
- Die Funktionsweise des Schweizer Kreditkartensystems. Ein Artikel auf digitalmedia.ch vom 26. März 2019
- Die Banking-Apps in der Schweiz – der Digitalbanking-Impulsgeber auf digitalmedia.ch seit 2017
- Ad hoc Informationen auf Twitter von digitalmedia.ch
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