Ethisch investieren ist gegenwärtig und vielen von Bedeutung. Auch für die Vorsorge 3a sind grüne Fonds zahlreich im Angebot. Dennoch gibt es unter den 3a-Verkäufern in Sachen ESG-Nachhaltigkeitstiefe grosse Gefälle.
Oft ist nicht drin, was der Anleger sich wünscht. Der Ratgeber Sparen 3 nachhaltig anlegen kann mit aktuellen Beispielen eine Orientierung geben.
Inhalt
- Grüne Fonds erkennen – Verständnis ESG
- Selektionsprozess 3a-Anlagelösungen – die Vorgehensweise
- Die Strategie von Viac – ESG Fonds passiv
- Frankly setzt auf Anlagefonds – ESG Fonds aktiv
- Pando von Swiss Life geht einen Schritt weiter – Impact Investing
- Wirksamkeit von ESG-Anlagen – alles blablabla?
- Sparen 3 nachhaltig anlegen – Checkliste
Grüne Fonds erkennen
In der Schweiz gibt es für nachhaltige Anlagen keine verbindlichen Regeln für Gütesiegel. Bemühungen sind da. Doch genau das macht es auch hinderlich: die Fülle an Veröffentlichungen.
ESG Fonds verstehen
Doch zuerst, was sind ESG-Fonds? E steht für environmental (Umwelt), S für social (Soziales) und G für governance (gute Unternehmensführung).
Wer ESG-Fonds kauft, investiert in Aktien, die nach Kriterien in den drei Aspekten (E/S/G) überprüft und eingestuft worden sind.
Mit der EU-Transparenzverordnung gibt es nun seit März 2021 eine verbindliche Definition, welche ESG-Fonds sich nachhaltig nennen dürfen. Wobei es auch Fonds gibt, die lediglich ESG-Aspekte enthalten, eine Art ESG-light.
An der ESG-Basis werden meist Unternehmen mit Ausschluss- beziehungsweise Negativkriterien ausgeklammert.
Aufbauend auf Negativkriterien werden bei vielen ESG-Fonds auch bestimmte Anlagen anhand von Positivkriterien gezielt einbezogen.
Manche ESG-Fonds hingegen konzentrieren sich auf Anlagen mit bestem Nachhaltigkeitsrating in der jeweiligen Branche, dem sogenannten Best in Class-Ansatz.
ESG-Ratings
Fonds-Anbieter selbst haben oft nicht das Potential, Tausende von Unternehmen umfassend nach ESG-Kriterien zu selektieren. Hierzu gibt es Auswertung von spezialisierten Rating-Agenturen.
Die Rating-Agenturen wie Morningstar und MSCI wiederum testen Fonds und Anbieter auf ihre ESG-Ehrlichkeit. Für Anleger:innen eine Möglichkeit, weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeit von Fondsgesellschaften abzulesen.
MSCI betont selbst, ESG ist kein Synonym für nachhaltiges Investment. Die Ratings dienen dem Zweck, der Messung der Widerstandsfähigkeit gegegenüber finanziell ökologischen, gesellschaftlichen und Governance-Risiken.
Beim Sustainability Rating von Morningstar werden unter anderem die im Fondsportfolio enthaltenen Aktien auf ihre ESG-Risiken betrachtet und mit Fonds derselben Kategorie verglichen.
Doch aufgepasst: Jede ESG-Agentur geht dabei unterschiedlich vor. Was zur Folge hat, die Rangierungen der Unternehmen unterscheiden sich teils erheblich.
Merke: Doch was macht eine nachhaltige Unternehmung aus? Eine Definition gibt es nicht.
Selektionsprozess 3a-Anlagelösungen
Fondsanbieter können ihre Anlageprodukte demnach auf unterschiedliche Weise zusammensetzen. Fondsverkäufer wiederum wie Viac, Frankly etc. bestimmen mit ihrem Selektionsprozess selbst, mit welchen ESG-Ansätzen ihre 3a-Vorsorgelösungen zusammengesetzt werden.
Anhand von drei Marktbeispiel lassen sich die Vorgehensweisen gut aufzeigen: Viac mit ESG Fonds passiv, Frankly ESG Fonds aktiv und Pando von Swiss Life mit Impact Investing.
Viac: ESG Fonds passiv
Viac bietet drei Anlagefokusse: Global, Schweiz und Global Nachhaltig. Konzentrieren wir uns hier auf das Produkt Global nachhaltig.
Die passiven Indexanlagen (ETF- und Indexfonds) beinhalten Anlageinstrumente nach ESG-Ausschlusskriterien.
Für den ausländische Aktienanteil werden Fonds mit Best in Class-Ansatz gewählt: MSCI Socially Responsible respektive MSCI ESG Leaders Indizes werden als Grundlage verwendet. Die Fonds verfügen über keinen SRI-Label.
Die 3a-Anlagelösungen von Viac umfassen passive Instrumente. Das bedeutet unter anderem auch, Viac hat auf die Nachhaltigkeitsumsetzung der Indexanlagen keinen direkten Einfluss.
Frankly: ESG Fonds aktiv
Im Angebot von Frankly sind aktiv verwaltete Lösungen (traditionelle Fonds) als auch passive Indexfonds. Die Fonds kommen von Swisscanto, ein Eigenunternehmen der Zürcher Kantonbank.
Ausschliesslich die passiven Indexfonds haben eine Art «ESG-Ansatz». Nämlich Ausschluss von Unternehmen gemäss hauseigener Swisscanto Blacklist; eine Anlehnung an Ausschlussempfehlungen des Schweizer Vereins für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK-ASIR).
Die aktiven Fonds stammen aus der Produklinie «Responsible» und haben deutlich höhere Nachhaltigkeitsansprüche. Einbezug von ESG-Kriterien sind für Titelselektionen integraler Bestanteil von Swisscanto. Wobei Swisscanto aus Datenbasis Dritter einen eigenen ESG-Score verwendet.
Zudem bekennt sich die Zürcher Kantonalbank beziehungsweise Swisscanto zum Pariser 2-Grad-Klimaziel. Das heisst, die Kapitalallokation muss eine sinkende Kohlenstoffintensität aufweisen.
Ab dem Anlagejahr 2021 macht Swisscanto mit einem Sustainability Reporting die Nachhaltigkeitszahlen je Responsible-Fonds einsehbar. Die Berichte hingegen offenbaren auch Einblick in das Anlageuniversum. Transparent wird einsehbar, in welchen überraschenden Gefilde die Gelder angelegt sind wie: China, Holcim, Nestlé.
Ein Mehrjahresvergleich aktiv/passiv ist noch nicht gegeben, da die Fonds teilweise eine erst kurze Laufzeit haben.
Die aktiv gemanagten Fonds von Frankly ermöglichen fortlaufend die Nachhaltigkeitsentwicklung zu beobachten und anzupassen.
Pando: Impact Investing
Die beiden genannten Anbieter Viac und Frankly machen auf Basis ESG Investing. Pando von Swiss Life geht einen Schritt weiter: ein Mix aus ESG Investing und Impact Investing.
Umgesetzt werden die hohen Nachhaltigkeitsansprüche mit einer Core-Satellite-Strategie:
- Der Core der Anlage bildet das Basisportfolio, welches aus ESG-Aktien- und Obligationenfonds besteht.
- Die Satelliten stehen für individuelle, bevorzugte Nachhaltigkeits-Themen des Anlegers, sogenannte Impact-Fonds.
Pando Impact Investing: Wie das funktioniert, welche Anlageinstrumente Swiss Life nutzt und wie die App zu bedienen ist – digitalmedia.ch hat sich die App näher angeschaut.
Bei den Satelliten beziehungsweise Impact-Themen werden die Fonds aktiv bewirtschaftet. Das begünstigt eine gezielte Selektion von Unternehmenstiteln.
Zudem sollen die neu geschaffenen Impact-Themen-Fonds mehrere der insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützen (Sustainable Development Goals | UN SDG).
Impact Investing hat auch das Ziel, messbare und positive Auswirkungen auf die Umwelt und/oder die Gesellschaft zu erreichen. Also die Schaffung von umwelt- und sozialverträglichen Produkten und Leistungen.
Mit Impact-Fonds fördert Swiss Life Unternehmen, die sich besonders auszeichnen – und geht über das Auschlussverfahren mit ESG-Fonds hinaus.
Wirksamkeit von ESG und nachhaltigen Anlagen?
Greta Thunberg sagte auf der Weltklimakonferenz in Glasgow: «alles blablabla». Berechtigt?
Denn woher weiss ich, wohin meine Gelder fliessen, wie nachhaltig die Anlagen sind?
Eine Orientierung der Nachhaltigkeit könnte ESG sein. Weitere Unterstützung bieten Ratingagentur wie Morningstar oder die Websites von swissfunddata.ch und justETF.
Vorbehalte ESG Investing
Aufgrund ESG-Regeln können Unternehmen in Fonds stecken, die Anlegerinnen und Anlegern nicht haben möchten. Bekannte Beispiele sind Nestlé (Wasserprivatisierung), Bayer (Glyphosat), SwissLife (Ethik).
Überraschend kommt oft auch zu Tage, dass für Anlegerinnen und Anlegern ein wesentlicher Anteil der Anlagen nicht so eingesetzt werden, wie sie es erwartet hätten.
Im weiteren kritisieren Experten bei ESG-Anlagen die zu starke Fokussierung auf die Unternehmensführung und deren Versprechen, klimaneutral zu werden.
Wie ist der Impact meiner Anlage?
Greenpeace sowie Forscher bezweifeln den Nutzen von ESG-Fonds für das Klima. Wie ist der Impact für Investitionen? Die angeblichen CO2-Einsparungen sind oft nicht nachvollziehbar und/oder einsehbar.
Im Weiteren muss sich der Anleger, die Anlegerin im klaren sein, dass er/sie mit dem Zeichnen von Fondsanteilen gegenüber Unternehmen an keinen Kapitalfinanzierungen teilhabt.
Selbst grosse Anlagestiftungen haben gegenüber Weltkonzernen oft nur einen überschaubaren Einfluss.
Mit handelsüblichen Anlagefonds hat die Anlegerin, der Anleger keinen direkten Einfluss auf die Kapitalverwendung.
Nachhaltig anlegen – Checkliste
Gleichwohl kann nachhaltiges Anlegen eine Wirksamkeit gegenüber Unternehmen ausstrahlen. Vorausgesetzt, der Anleger, die Anlegerin nennt gegenüber den Banken klare Kante.
Das Anlageuniversum ist riesig, somit auch das Risiko von Greenwashing. Nachhaltiges Anlegen bedingt ein persönliches Auseinandersetzen. Folgende Überlegungen stehen für den Anlagefokus:
- Was will ich mit meiner grünen Anlage – ökologisch, sozial, gesellschaftlich?
- Negativkriterien: Ausschluss von widersprüchlichen Verhaltensweisen (Nestlé, Credit Suisse, Bayer) und strittigen Branchen (Automobile, Stromerzeugung).
- Positivkriterien: Einbezug von Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien nachweislich erfüllen.
- Investitionen in Unternehmen, die mit ihren Produkten auf die Nachhaltigkeit eine eindeutig messbare Wirkung haben.
«ESG ist überall. Grün, nachhaltig, Klima: Nicht drin, was drauf steht. Bei nachhaltigen Anlagen wird oft getrickst. ESG-Kriterien dienen bestenfalls als Kompass.
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